26. Mrz 2018 | Allgemein

Das Ende einer Radsportära

Eine Abschiedsrede von Reinhard Kramer, anlässlich der feierlichen Stilllegung der Radrennbahn Hannover am 24. März 2018. Reinhard Kramer ist viele Jahre im Vorstand der Radrennbahn Hannover e.V. tätig gewesen.

Abschied von 53 Jahre hannoverscher Radsportgeschichte

Liebe Radsporfreunde,

herzlich willkommen zum letzten Mal auf unserer Radrennbahn an der Wilkenburger Strasse. Ich möchte gleich zu Beginn meiner Ausführungen darauf hinweisen: Dies ist keine Spaßveranstaltung. Diese Veranstaltung ist uns eine sehr ernste und traurige Angelegenheit, mit der wir Radsportler uns an die Stadt Hannover, die Politiker und die hannoversche Wirtschaft wenden.

Nach der Rennbahn am Pferdeturm ist nun auch die Radrennbahn an der Wilkenburger Straße mit dem heutigen Tag Geschichte und das, ohne jede Hoffnung auf eine Fortsetzung einer sehr erfolgreichen Sportgeschichte des Bahnradsports in Hannover und das in der so hoch gelobten Sportstadt Nr. 1. 

Die Geschichte des Bahnradsports in Hannover geht bis in das Jahr 1881 zurück. Also 127 Jahre Bahnradsport in Hannover. Das soll mit dem heutigen Tag zuende sein? Das können und dürfen wir Radsportler nicht zulassen.

Auf unserer Bahn an der Wilkenburger Straße, die im Jahre 1965 dem Radsport übergeben wurde, wurde Radsportgeschichte geschrieben. 19 Deutsche Meisterschaften wurden auf dem Holzoval ausgetragen. 40 mal lief hier der weltgrößte „Grand-Prix“ der besten Sprinter der Welt. In den letzten Jahren lag das Hauptaugenmerk der Verantwortlichen des Vereins „Radrennbahn Hannover“ auf dem Derny-Rennsport, was in der Austragung von 2 Derny-Europameisterschaften gipfelte.

Der Radsportnachwuchs Hannovers, Niedersachsens ja ganz Norddeutschland hatte hier auf der Bahn sein Zuhause. Unzählige regionale Veranstaltungen verhalfen dem hannoverschen Radsportnachwuchs zu Erfolgen. Nicht zuletzt legten auch die beiden hannoverschen Weltmeister Axel Bokeloh und Leo Appelt den Grundstein ihrer Erfolge hier auf der Bahn.

Dieses Zuhause darf nicht verschwinden, das darf nicht das letzte Wort in Sachen Radrennbahn in Hannover sein. Die Stadt Hannover, der Landessportbund und die anderen Sportverbände stehen in der Verantwortung unserem Radsport besonders aber der Radsportjugend gegenüber. Darum fordern wir: Eine neue Radrennbahn! Wie sonst kann man den Titel Sportstadt Nr. 1 aufrecht erhalten?

Für meine Begriffe war die damalige Planung einer Radrennbahn, einer Holzbahn ohne Dach, eine Fehlplanung. Eine Radrennbahn gehört unter ein Dach um einen geregelten Sportbetrieb gewährleisten zu können. Aber damals wie heute war den Radsportler alles recht, Hauptsache eine Radrennbahn kam her. Geplant war das Bestehen der Bahn auf ca 25 Jahre. Unsere „alte Lady“ hat es immerhin auf 53 Jahre gebracht.

Wer nun heute sagt, die Radsportler müssen sich selber bemühen, verkennt die Tatsache dass die Radsportler durch unermüdlichen Einsatz alles dafür getan haben, ihre Sportstätte 53 Jahre alt werden zu lassen. Wir Radsportler haben alles für unseren Sport getan, nun ist die Stadtverwaltung und die Sportverwaltung gefordert. Da wird über Fußballstadien geredet, obwohl davon einige Vorhanden sind. Da wird über Sanierungen von Sportstätten gestritten ohne auch nur einmal das Thema „Radrennbahn“ aufzugreifen. Fußball ist ein kommerzieller Sport der sich bei den Millionenbeträgen selber helfen kann, aber wo bleibt da der Radsport?

Wir haben keine abgegrenzten Trainingsstätten, wir müssen unsere Kinder und Jugendliche in den öffentlichen Straßenverkehr schicken. Ein Ereignis muß ich hier noch einmal ansprechen, um darzulegen, dass wir Radsportler uns nicht mit dem Altern der Bahn zufrieden gegeben haben, wie es heute leider auch einige Radsportler behaupten.

Bereits im Jahr 2006 traten Sicherheitsbedenken und ein ständig maroder werdender Zustand der Bahn zutage. Durch Europaweite Verhandlungen konnte der damalige Vorstand der Stadt Hannover eine Bahn anbieten, die mit Dach etwa 1,5 Millionen Euro hätte kosten sollen. Der Vertrag lag unterschriftsreif im Rathaus vor. Ich hatte bei der letzten Veranstaltung im Jahre 2006 bei einer Ansprache an Sportler und Zuschauer darauf hingewiesen, das eine 1 jährige Pause im Bahnradsport entstehen würde, wir dann aber unseren Sport auf einer neuen Bahn weiter betreiben könnten,

… dann aber verschwanden die Verträge bei der Stadt im Papierkorb.

Heute reden wir bei einer neuen Bahn über 20 – 25 Millionen Euro, wohlbemerkt über eine Mehrzweckhalle mit einer den internationalen Ansprüchen gerecht werdenden 250 Meter-Bahn.

Wir fordern von Stadt und Sportverbänden die entsprechende Unterstützung, die Voraussetzungen für eine neue Bahn zu schaffen. Das wir Radsportler jederzeit in der Lage sind Großveranstaltungen und internationale Meisterschaften auszurichten, haben wir zur Genüge bewiesen.

Unsere Bitte, ja unsere Forderung an Politik, Wirtschafts- und Sportverbände kann nur lauten: Wir brauchen eine neue Radrennbahn. Das Geld für unseren Sport aufgewendet, für unseren Nachwuchs ausgegeben ist auf jeden Fall besser investiert als bei vielen anderen Planungen und Projekten wo Unsummen regelrecht verplant werden .

Jürgen Apel und ich werden jetzt als letzte Handlung auf dieser Radrennbahn einen Kranz niederlegen, der alle daran erinnern soll, das…

Hannover als Sportstadt Nr. 1 keine Zukunft ohne Radrennbahn hat!

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Die Mitgliedschaft für Kinder und Jugendliche bis zum 16. Lebensjahr ist übrigens kostenlos.

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