Der Club auf den Spuren der Profis
Wenn man an den perfekten Start in die Rennsaison denkt, dann sieht das ziemlich genau so aus: Eine bunt gemischte Gruppe von Vereinsmitgliedern, acht volle Tage Trainingsprogramm, eine Unterkunft mitten in den katalanischen Bergen, bestes Wetter und jede Menge gute Laune. Genau so begann unser kleines Abenteuer Anfang April, als sich knapp ein Dutzend von uns auf den Weg nach Nordspanien machte.
Während Johannes, Claas und Daniel schon am Vorabend aufbrachen, um mit dem Sprinter voller Räder und Ausrüstung rechtzeitig am nächsten Mittag in Girona einzutreffen, machte sich der Rest ganz entspannt am frühen Morgen mit dem Flieger auf den Weg Richtung Spanien. Für die drei Sprinter-Fahrer begann das Abenteuer also schon einen Tag früher – mit guter Musik, reichlich Snacks und dem Wissen, dass sie den Grundstein für unseren reibungslosen Start legen würden.
Für alle anderen bedeutete die Flugreise vor allem eins: Kein Stress mit Radkoffern, kein nervöses Warten am Sperrgepäckband und keine Sorge um mögliche Transportschäden. Unsere Bikes warteten bereits sicher vor Ort auf uns. Ein Luxus, der sich nicht nur finanziell, sondern auch mental deutlich auszahlte. Allein der Gedanke, direkt am ersten Tag ohne großes Gefummel auf dem vertrauten Setup losrollen zu können, sorgte schon im Flugzeug für extra Vorfreude.
Sonne, Berge und ein Vorgeschmack aufs Training
Vom Flughafen Girona bis zu unserer Unterkunft dauerte es keine halbe Stunde, und schon auf diesem kurzen Stück wurde klar: Girona ist ein Paradies für Radfahrer. Unser Haus lag unterhalb des legendären Rocacorba und befand sich praktisch am Ende der befestigten Straßen – ruhig, abgeschieden und ideal für ein Trainingslager. Die Zufahrt führte über schmale, kaum befahrene Landstraßen, die sich wie gemalt durch die sanften Hügel zogen und uns schon bei der Ankunft einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden Touren gaben. Hinter jeder Kurve wartete eine neue Aussicht, und die angrenzenden Berge ließen bereits erahnen, dass sie uns in den nächsten Tagen ordentlich fordern würden.
Das Wetter? Eine fast schon unverschämte Kombination aus Sonne, leichtem Wind und Temperaturen, die wie gemacht waren für lange Einheiten. Jacken verschwanden schnell tief im Koffer und tauchten die ganze Woche nicht wieder auf.
Einrollen, Staunen und die ersten Höhenmeter
Schon am Abend unserer Ankunft konnten wir es kaum erwarten, die Region ein wenig kennenzulernen. Also fuhren wir gemeinsam nach Girona, schlenderten durch die Altstadt, entdeckten kleine Gassen, die berühmte Kathedralen-Silhouette und natürlich die vielen Cafés, in denen sich die lokale Radszene tummelt. Zum Abschluss ließen wir den Abend gemütlich bei Tapas und kühlen Getränken ausklingen – der perfekte Einstieg in die Woche.
Der erste Trainingstag stand ganz im Zeichen des Ankommens. Eine entspannte Erkundungstour führte uns über die umliegenden Straßen und Wege rund um unsere Masia. Schon nach wenigen Kilometern waren wir überrascht, wie viele Radfahrer hier unterwegs waren – und wie wenige Autos. Es fühlte sich fast wie ein riesiger, natürlicher Radpark an: ruhige Straßen, freundliche Fahrer, etliche Gruppen, die uns begegneten, und überall das Gefühl, willkommen zu sein.
Dabei bekamen wir auch einen ersten Eindruck vom Terrain: kurze Hügel, weite Blicke, kleine Dörfer – und immer wieder perfekt asphaltierte Straßen, wie man sie sich für ein Trainingslager nur wünschen kann.
Els Àngels – der Klassiker der Region
Eines der ersten Highlights folgte schon am zweiten Trainingstag: der Anstieg zum Els Àngels, einem der drei großen Klassiker rund um Girona. Der Berg zieht sich gleichmäßig bergauf, eingebettet in schattige Wälder, in denen der Duft von Pinien und warmer Erde in der Luft liegt. Jeder fuhr sein eigenes Tempo, mal im Gespräch, mal schweigend, und genoss den stetigen Rhythmus dieses typischen katalanischen Anstiegs.
Oben angekommen erwarteten uns die Kapelle und ein weiter Blick über die Region. Doch fast noch beeindruckender war die Abfahrt auf der anderen Seite: eine geschwungene Folge von Serpentinen, schnellen Kurven und immer wieder Panoramablicken – ein kleines Fest für alle, die gerne sauber bergab fahren.
Auch wenn Nikolai ebenfalls zum ersten Mal in Girona war, gelang es ihm überraschend gut, viele Nationalstraßen zu umgehen und uns stattdessen über kleine, fast vergessene Verbindungsstraßen zu führen. Dabei halfen Kartenmaterial, ein guter Routenplaner und eine ordentliche Portion Gespür – und vielleicht ein bisschen Glück. Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Die meisten unserer Strecken führten uns über ruhige Straßen mit nahezu idealen Trainingsbedingungen.
Wenn intensivere Einheiten anstanden, teilten wir uns in zwei Gruppen, um jeweils in einem passenden Tempo fahren zu können. Trotz der Aufteilung kreuzten sich unsere Wege ständig: an Brunnen, in kleinen Orten oder am Ende einer Abfahrt, wo wir uns sammelten, kurze Geschichten austauschten und den nächsten Abschnitt planten. Diese wiederkehrenden Begegnungen gaben den Touren eine lockere, motivierende Atmosphäre – ernsthaft trainieren, aber nie verbissen.
Das perfekte Basislager
Unser großzügiges Domizil war weit mehr als nur eine Unterkunft. Es handelte sich um eine mehrere Jahrhunderte alte, liebevoll renovierte Masia – ein traditionelles katalanisches Bauernhaus, wie es für die Region typisch ist. Dicke Steinwände, holzbalkengeprägte Räume und ein weitläufiges Grundstück gaben uns das Gefühl, mitten in der Geschichte Kataloniens zu wohnen. Gleichzeitig bot das Haus modernen Komfort, der perfekt mit dem rustikalen Charme harmonierte.
Der Garten wurde bereits am ersten Tag in Beschlag genommen: Fahrräder wurden gecheckt, Laufräder getauscht, Ketten geölt. Drinnen stapelten sich Nudeln, Gemüse, Kaffee und Energieriegel – alles, was man für eine sportliche Woche braucht. Die große Küche war gleichzeitig auch Wohnzimmer, Treffpunkt und Besprechungsraum.
Der größte Luxus war jedoch die völlige Freiheit: Wir bestimmten selbst, wann gegessen, trainiert und entspannt wurde. Kein Hotelbuffet, keine festen Zeiten. Stattdessen gemeinsames Kochen, Lachen über leicht verkohlte Toasts, spontane Einkäufe und der Duft von Filterkaffee, der morgens durch das Haus zog.
Mehr als nur Training – Genussmomente zwischen den Einheiten
So viel Freude uns das Radfahren auch machte – unser Trainingslager bestand aus weit mehr als Kilometern, Höhenmetern und Wattwerten. Zwischen den Einheiten gab es jede Menge Momente, die uns ebenso lange in Erinnerung bleiben werden wie die schönsten Anstiege.
Gleich am ersten Wochenende entdeckten wir direkt um die Ecke unserer Masia einen kleinen Foodtruck, der ausschließlich samstags und sonntags öffnete. Nach einer der längeren Einheiten am Sonntag war er für uns die perfekte Post-Training-Verpflegung. Statt Sandwiches erwarteten uns dort frisch zubereitete Tapas, kühle Getränke und eine Atmosphäre, die uns sofort festhielt.
Wir blieben bestimmt drei Stunden – nicht zuletzt wegen des großen Andrangs, aber auch wegen der warmen spanischen Aprilsonne, die gerade zum Verweilen einlud. Es war einer dieser Momente, in denen man merkt, dass ein Trainingslager nicht nur anstrengend, sondern auch unglaublich entschleunigend sein kann.
Auch die Tour nach Calonge, einem der Strände der Region, war ein echtes Highlight. Es war eine ausgewachsene, rund 130 Kilometer lange Tour, die schon morgens begann und uns durch abwechslungsreiche Landschaften führte: kleine Ortschaften, hügelige Passagen, weite Täler. Am Ziel angekommen stellten wir die Räder an eine Strandbar an der Promenade. Zu dieser Jahreszeit war dort nur wenig los, sodass wir in Ruhe sitzen, und die Aussicht aufs Meer genießen konnten – ein gelungener Abschluss der langen Tour.
Kulinarische Glanzmomente – Pizza, Burger & Paella
Auch abseits der Touren wurde es geschmacklich nie langweilig. Eines Abends verwandelten wir unsere Masia kurzerhand in eine improvisierte Pizzeria: Mit Teig, Soßen und jeder Menge Kreativität entstanden teils beeindruckend professionelle, teils herrlich chaotische Pizzakreationen. Ein anderer Abend stand ganz im Zeichen selbstgemachter Burger – die perfekte Belohnung nach einer steilen Bergetappe.
Der unvergessliche Abschluss der Woche war jedoch die Paella, die wir traditionell über offenem Feuer zubereiteten. Während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand, verbreitete sich der Duft von Safran, frischem Gemüse und Hähnchen im ganzen Garten. Wir saßen zusammen, lachten, stießen an und ließen die Woche Revue passieren – ein Moment, der sich wie ein würdiger Schlusspunkt anfühlte.
Unser Fazit – eine Wiederholung ist Pflicht!
Unser Pilot-Trainingslager in Girona war ein voller Erfolg: sportlich, organisatorisch und vor allem menschlich. Der Mix aus intensiven Einheiten, guter Laune, herrlicher Landschaft und gemeinsamen Momenten hat uns nicht nur fitter gemacht, sondern auch als Gruppe enger zusammengeschweißt.
Deshalb steht jetzt schon fest: Girona wird uns wiedersehen! Der Termin für 2026 steht bereits fest, und die Anmeldung ist allen Mitgliedern offen. Falls jemand die Details verpasst hat oder unsicher ist, wie die Anmeldung funktioniert, einfach über unseren Webchat nachfragen oder die Vereinskollegen kontaktieren. So verpasst garantiert niemand die Chance, wieder Sonne, Berge und die besondere Atmosphäre unserer gemeinsamen Unterkunft zu genießen – und sich gemeinsam auf die nächste Rennsaison vorzubereiten.
Ein besonderer Dank zum Schluss des Berichtes geht an Niklas und Claas, die während der Woche großartige Aufnahmen gemacht haben und unsere Erinnerungen an dieses Trainingslager perfekt eingefangen konnten.





