Überbrückung der Jahre 1924 bis 1945

„Die Überschrift dürfte für den Leser der „Chronik“ Verwunderung erregen, wenn er die einzelnen Aufzeichnungen der bisherigen Jahre studiert hat. Ein Zeitraum von 22 Jahren lässt sich nicht einfach aus dem Gedächtnis niederschreiben, sondern es kann in großen Zügen geschehen. Zur Erklärung des „Wie und Warum“ soll hier gesagt sein, dass die Konzepte der Niederschriften dieser Jahre über die Geschehnisse im Verein fix und fertig vorlagen, die Übertragungen in die „Chronik“ aber leider von Jahr zu Jahr verschoben wurden. Als dann im Jahre 1945 der Zweite Weltkrieg seinem Ende entgegen ging, gingen auch die genannten Unterlagen bei einem der schwersten Luftangriffe auf Hannover verloren, die nicht wieder zu ersetzen waren“. (Zitat Chronik)

„Infolge ernstlicher Meinungsverschiedenheiten mit dem Bund Deutscher Radfahrer in der Frage der Industrievereine trat ein Teil für und ein anderer gegen den Austritt aus dem BDR ein. So trat dann unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Frohn ein Teil der Mitglieder der Deutschen Radfahrer-Union bei, während der andere dagegen war und die Vereinigung Alter Zugvögel unter der Leitung von Konrad Grewe gründeten“. (Zitat Festschrift 50 Jahre Zugvogel 1962)

Steher-Rennen vor großer Kulisse

Die Gründe und die Bedeutung der Spaltung des Vereins kann niemand besser darstellen als die Chronik selber, denn Willi Frohn hat auch die folgenden Zeilen im Buch der Chronik niedergeschrieben.

„Im Jahre 1928 trat der RVZ zur „Deutschen Radfahrer-Union“ über, weil mit der Leitung des „Bundes Deutscher Radfahrer“ in einer derzeitigen schwierigen Frage der sogenannten Industrie-Vereine keine Einigung zu erzielen war. Auch unsere Vereinsleitung hat erkennen müssen, dass eine Bindung an ein großes Werk der Fahrrad-Industrie unbedingt geboten war, wenn der Verein nicht noch schwerere Verluste an guten Rennfahrern erleiden wollte.

Das war bereits der Fall gewesen, als 1927 der RC Diamant (heute Blau-Gelb Langenhagen) in Hannover gegründet wurde, mit einer Rennmannschaft, die sich fast nur aus Mitgliedern unseres Vereines zusammensetze.

Geldliche und materielle Vorteile spielten dabei eine wichtige Rolle, demgegenüber die Vereinstreue einen sehr schweren Stand hatte. So waren wir 1928 notgedrungen eine Bindung mit den Opel-Werken in Rüsselsheim eingegangen, als die Bundesführung später das Verbot der Industrievereine erließ.

Leider aber hatte der von einer außerordentlichen Hauptversammlung einstimmig gefasste Vereinsbeschluss des Austritts aus dem Bund Deutscher Radfahrer und des Übertritts in die Deutsche Radfahrer-Union schwerwiegende Folgen, denn hinterher blieb ein Teil der Mitglieder beim Bunde und gründete dort die „Vereinigung Alter Zugvögel“- Ein Bruderkampf hat jedoch nicht stattgefunden“.

Als der RV Zugvogel von 1912 zur D.R.U. übertrat, „traten die Mitglieder des dort ebenfalls existierenden Opel-Vereins – früher Radsport-Club Komet – geschlossen zu uns über und verstärkten nicht nur rein mitgliedermäßig, sondern auch rennsportlich mit ausgezeichneten Fahrern die Rennmannschaft des Vereins.

Wir fanden aber auch in der D.R.U. die Organisation, die uns jede Entwicklungsmöglichkeit nicht nur gestattete, sondern auch förderte. Als dann im  Jahre 1933 die Einheitsorganisation als der „Deutsche Radfahrer-Verband“ gegründet und damit alle übrigen Organisationen in Deutschland aufgelöst wurden, kamen auch die beiden getrennten Vereine wieder unter einen Schirm, blieben aber getrennt. Auf jeden Fall war dieser Einheitsverband das, wonach jahrzehntelang von einsichtigen Radsportlern gestrebt worden war, wofür aber vorher niemals die Grundlage zu schaffen möglich war“. So weit Willi Frohn zur Spaltung des RV Zugvogel von 1912.

Die Jahre 1939 bis 1945

Auch diese durchaus interessante Passage im Leben unseres Vereins kann am besten Willi Frohn wiedergeben: „Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 bewirkte wieder Umstellungen für die Leitung des Vereins, die seit dem Jahre 1933 in den Händen des Kameraden Otto Heim lag. Wenn auch der Vereinsbetrieb während der fünfeinhalbjährigen Kriegsdauer nicht unterbrochen worden ist, wurden doch die rennsportlichen Belange durch die militärischen Einziehungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Was wir aber noch einsetzen konnten, stellte sich willig zur Verfügung, und selbst im Mannschaftsfahren konnten wir mit sehr guten Erfolgen aufwarten.

Merkur-Preis in Hildesheim Juli 1942

Die Zahl der zum Kriegsdienst eingezogenen Mitglieder wurde immer größer, und um sie noch an dem Vereinsleben teilnehmen zu lassen, wurde eine Vereinszeitschrift unter dem Namen „Zugvogel-Nachrichten“ in fast monatlichen Abständen auf eigenem Vervielfältigungsapparat herausgegeben, deren redaktionelle Bearbeitung der Kamerad Willi Frohn übernahm, während unser unermüdlicher Schriftführer Erni Köhne die Vervielfältigung und den Versand übernahm.

Mit der zunehmenden Papierknappheit musste das Erscheinen leider später eingestellt werden, sehr zum Bedauern aller derjenigen, die fern der Heimat für Volk und Vaterland kämpften. Auch eine „Kriegs-Chronik“ wurde angelegt, die schließlich zwei Bände umfasste.

Zu ihr wurden alle Zuschriften unserer im Felde stehenden Mitglieder gesammelt, und zwar eingeordnet unter dem Namen des Schreibers in alphabetischer Folge und mit einem Vorsatzblatt, dass mit dem Namen und dem Bilde des Betreffenden versehen war. Leider sind die gesammelten „Zugvogel-Nachrichten“ wie auch die „Kriegs-Chronik“ ein Opfer der Luftangriffe geworden. Mit der Kriegsniederlage hörte im April 1945 jede Vereinstätigkeit auf.