Der RC Schwarz-Weiß Hannover von 1931 e.V.

Im Gegensatz zum BC Albatros sind vom RC Schwarz-Weiß Hannover von 1931 e.V. die vereinsgeschichtlich wichtigsten Dokumente erhalten geblieben, nämlich das Protokollbuch aus der Gründungszeit (14.12.1931 bis 10.03.1933) und die Protokollbücher – beginnend mit der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg (16.12.1945) – bis zum 06.01.1956. Dazu kommt noch ein Inventarbuch, in dem man sogar noch eine Feldpostkarte vom langjährigen 1. Vorsitzenden, Hermann Wilhelms, findet.

Alle vier Bücher sind in der üblichen Form des Geschäftsbuches (s. auch Kapitel „Die Buchform, das Schriftbild und die Chronisten“) gebunden worden. Auch eine broschürte Anwesenheitsliste (05.11.1948 bis 29.01.1954) ist erhalten geblieben. Beim Studium der Protokollbücher, besonders aus der Zeit nach der Wiedergründung , kann man nicht nur den geschichtlichen Werdegang dieses Vereins verfolgen, sondern mitunter auch, mit welchen außergewöhnlichen Schwierigkeiten die Mitglieder sich auseinandersetzen mussten. So fielen z. B. von Ende Januar bis Mitte Februar 1947 die Sitzungen wegen eisiger Kälte und einem  ungeheizten Clubzimmer aus. Also leicht hatten es auch die „Schwarz-Weißen“ nicht immer. Angefangen hat jedoch alles noch ganz anders:

Der Verein wurde am 04.12.1931 unter dem Wahlspruch „Treue unserem Sport“ als „Radsport-Club Adler von 1931 Hannover e.V.“ von 13 Radsportfreunden im `Alten Posthof„ an der Celler Straße gegründet. Der Sportbetrieb begann bereits im folgenden Jahr und ab 1936 war beim RC Adler der Mannschaftsport die führende Disziplin und ist es auch immer geblieben. Wie überall setzte der 2.Weltkrieg dem Aufschwung des jungen Vereins ein vorläufiges Ende, da die Wehrmacht gleich 39 von 52 Mitgliedern zum Wehrdienst einzog.

Um die Lage dieses jungen Vereins richtig zu verstehen, muss man folgendes berücksichtigen:

>Bei Ausbruch des Krieges bestand der RV Zugvogel bereits ca. 27 Jahre und hat sich bereits über viele Krisen und Schwierigkeiten hinweggesetzt. Der RC Adler hingegen existierte da erst knapp acht Jahre und war gerade im Begriff, sich in Hannovers Radsportwelt zu etablieren. Der 2. Weltkrieg hätte somit auch leicht das Ende dieses Clubs bedeuten können.

Nach Beendigung des Krieges übernahm Hermann Wilhelms erneut die Führung des Vereins, die er schon seit der Gründung inne hatte und organisierte den Wiederaufbau. Die Militärregierung hatte dazu die Genehmigung  zur Weiterführung des Clubs gegeben. In dieser Zeit wurde der Club auch Mitglied im BDR (Bund Deutscher Radfahrer) und ein großer Teil der Sportler, u.a. Horst Dreske, Willi  Funke, Georg Piepenbrink und Ernst Maaßberg erhielten Berufungen für große internationale Aufgaben.

Am 04.08.1950 erfolgte in einer außerordentlichen Versammlung die Umbenennung des Clubs in RC Schwarz-Weiß Hannover v. 1931 e.V.“. Dazu schreibt das Protokoll: „Im Punkt Verschiedenes bringt der Vorsitzende die Umbenennung des Vereins zur Diskussion.

Durch die Unterstützung der Bauerwerke mit Material für unsere aktiven Sportler ist ein neuer Name für unseren Verein erforderlich. Da unsere Farben bisher schwarz-weiß waren, steht einer Namensgebung „Schwarz-Weiß von 1931“ nichts im Wege. 36 Mitglieder stimmten einstimmig für die Bezeichnung „Schwarz-Weiß von 1931“. (Zitat „Protokollbuch des RC Adler“).

„Am 17. November 1956 feierte der RC Schwarz-Weiß Hannover von 1931 e.V. sein 25jähriges Bestehen in den Casino-Sälen in der Kurt-Schumacher-Straße. Folgender Vorstand führte den Club in dieses Jubiläum:

1. Vorsitzender Hermann Wilhelms Sportwarte Willi Algermissen und Otto Brandt
2. Vorsitzender Bruno Radisch Jugendwarte Walter Großmann und Fritz Becker
Schriftführer Paul Schwarz Inventarwart Willi Liebrandt
Kassierer Kurt Mülverstedt

Das Festprogramm umfasste 25 Punkte und es war eine gelungene Feier im großen Freundeskreis des RC Schwarz-Weiß“.

Die Domäne des Clubs war und blieb der Mannschaftssport. Der RC Schwarz-Weiß stellte in dieser Disziplin allein 13mal den Niedersachsenmeister und erreichte bei Deutschen Meisterschaften 6mal den 3. Platz. (Zitat Chronik)

Es ist daher nicht sonderlich verwunderlich, wenn heute im HRC alte „Schwarz-Weiße“ als Betreuer immer noch einen hohen Stellenwert auf den Mannschaftssport bei der Saisonvorbereitung legen.

Karl Köther (Deutscher Meister 1971 – Deutscher Vizemeister 1972 – 4. Der Olympischen Spiele 1972 im 100m Zeitfahren) mit seinem Trainer Gustav Kilian

„Die Zahl der Einzelsiege auf  Bahn und Straße lässt sich kaum noch feststellen, so erfolgreich waren die Fahrer in den Trikots des RC Schwarz-Weiß Hannover“. (Zitat Chronik)

Die Trikots waren übrigens erst schwarz-weiß und später dunkelrot-gelb mit dem bekannten Dreieck auf den Ärmeln.

„Die Geschicke des Clubs lagen immer in den Händen von Idealisten. Während die Fachwarte öfter wechselten, war Hermann Wilhelms seit Gründung des Clubs 1. Vorsitzender. Er schaffte es immer wieder, den Club um alle Klippen zu manövrieren. Erst 1967 wollte Hermann Wilhelms die Leitung des Clubs in jüngere Hände legen. Wolfgang Dettmer blieb jedoch nicht lange im Amt. Er fühlte sich den großen Aufgaben nicht gewachsen. So musste Hermann Wilhelms erneut einspringen. In dieser Zeit reiften Überlegungen zu einer Vereinsfusion. Auf einer Fahrt zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft nach Berlin wurden erste Gespräche in dieser Richtung geführt.

Am 21.Januar 1968 erfolgte die Fusionsversammlung, die aus dem RC Schwarz-Weiß Hannover von 1931 e.V. und der RVg Zugvogel Albatros von 1912 e.V. den Hannoverschen Radsport-Club von 1912 e.V. werden ließ, der in Zukunft auch im Geiste des RC Schwarz-Weiß die Radsportgeschichte mitschreiben wird“. (Zitat Chronik)